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Über das Abwenden von Fabeln- und was Schloss Neuschwanstein uns lehren kann.

Aktualisiert: 4. Aug.




"1 Ich bezeuge eindringlich[1] vor Gott und Christus Jesus, der Lebende und Tote richten wird[2], und bei seiner Erscheinung und seinem Reich[3]:
2 Predige das Wort, stehe bereit[4] zu gelegener und ungelegener Zeit; überführe, weise zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre!
3 Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt;
4 und sie werden die Ohren[5] von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden[6].
5 Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst! ( 2. Timotheus 4,4)



"Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten." ( Epheser 5, 8-14)

Edit: Ich habe den Hinweis erhalten, dass die Wortbedeutung, die ich dem Begriff der "Fabel" einräume, nicht der heutigen Verwendung entspricht. Daher entschuldige ich mich für die falsche Verwendung, und habe den Artikel dahingehend überarbeitet, dass der Terminus "Fabel" im Folgenden richtig verwendet wird. 
An der Grundaussage des Artikels ändert diese Umstellung nichts wesentliches.  04.08.2023, die Autorin. 


Meine lieben Freunde, lieber Follower,


Fabeln.


Wir alle sind mehr zu ihnen hingetrieben als wir bewusst wahrnehmen.




Aber was sind denn "Altweiberfabeln" eigentlich?

Das griechische Wort, das für "Fabel" im Originaltext verwendet wird, ist θος (Altgriechisch) Wortart: Substantiv, (männlich) Bedeutung/Definition, und bedeutet 1) Wort, Rede 2) öffentliche Rede 3) meist im Plural: Gespräch, Unterhaltung 4) Äußerung, Weisung, Geheiß, Befehl, Auftrag und... Ratschlag.


Es geht also um Grundüberzeugungen, weitergegeben von Generation zu Generation, als weise Ratschläge oder das, was wir gemeinhin heute als Alltags-oder Küchentischpsychologie bezeichnen würden- Sprichwörter, Überzeugungen, Meinungen, die oft tief in uns zementiert sind. Weiterhin geht es um öffentliche Statements, Trends, vorherrschende Meinungen- das, was zu Zeiten der Frühkirche auf öffentlichen Plätzen gepredigt wurde- aber nicht wirklich der Wahrheit entsprach. Es geht um philosophische Konzepte, andere Glaubensaussagen, oftmals fantastisch, der Welt der Phantasie entspringend, und keiner näheren Prüfung standhaltend. Es sind Mythen, die sich in unsren jeweiligen kulturellen Kontext unbemerkt und häufig gefeiert eingewoben haben. Es sind Märchen mit einer oft vermeintlichen Moral, geboren aus Sehnsüchten und Bewunderung, und das grundlegendste Motiv ist wohl das immer wiederkehrende des verkannten Genies, des unterdrückten und entrechteten Dienstmädchens, das letztlich doch die eigentliche Königin ist- oder das des Schweinehirtens, der in Wirklichkeit ein König ist.


"From dishwasher to millionaire" verkörpert wie nichts anderes den Traum des Landes der "unbegrenzten Möglichkeiten"- der USA. "Du kannst alles sein- und das Ziel ist Einfluss, Reichtum, Wohlstand."

Es ist ein Mythos, der ein ganzes Land prägt, der Überzeugungen nährt- und vieles ausblendet, das die frühen Siedler zu jenem Wohlstand führte- Genozid, Sklavenhandel und -Haltung. Kolonialisierung.

Dennoch prägt dieser Gedanke eine ganze Nation, ebenso wie der Gedanke, eine besonders auserwählte Nation zu sein- eine von Gott gegebene, erwählte Autorität über die anderen Nationen.


Ich glaube, dass diese Fabeln und Mythen uns prägen, in einem Ausmaß, in dem es uns weder bewusst noch wirklich vermeidbar ist.


Ich habe in der letzten Zeit mit Gott sehr über diese Frage gerungen- die Frage unsrer weltlichen Identität, Überzeugungen, unsres Umfeldes und jener gesellschaftlich-politischen Prägung, die wir erfahren.


  • Ist es überhaupt möglich, in ihnen das zu tun, was die Bibel "überwinden" nennt?

  • Ist es überhaupt möglich, aus dem, was wir mit der Muttermilch aufgesogen haben, was uns irgendwie ausmacht, uns quasi definiert, auszubrechen?

  • Führt dies nicht zu grenzenloser Unsicherheit, zu einem Auflösen der Persönlichkeit, die wir nun einmal sind?


Viele dieser Überzeugungen, gesellschaftlich, politisch, kulturell und durchaus auch religiös verwurzelt, sind liebgewonnen. Sie positionieren uns, und unser Christsein wird davon gefärbt. Man nennt dieses Phänomen Synkretisismus: Die weltliche Identität verschmilzt mit unsrem Glauben.


Am deutlichsten wird dies sicher in Staatsreligionen, dort, wo der Nationsbegriff mit christlich vermischt wird. Und die Auswüchse sind oft frappierend gegensätzlich zur Bibel. Sklavenhaltung wurde mit der Bibel ebenso gerechtfertigt wie die Judenverfolgung. Kreuzzüge und überbordende Gewalt wurden mit der Bibel gerechtfertigt und in die weltliche Identität mit eingebunden.


Gutes- kam nicht dabei heraus, und wenn, dann nur, weil Gott der Meister ist, wenn es darum geht, Asche in Schönheit zu verwandeln- über Zeit und mit einer Präzision, die letztlich das, was nicht aus ihm stammt, in etwas veredeln kann, das seinen Plänen wieder entspricht.


Ich bin....deutsch, Amerikaner, alternativ, konservativ.

Ich bin...politisch rechts, links, gemässigt.

Ich bin...Pazifist, Philsosoph, Künstler, Vegetarier, Musiker, Leiter, Autor, Arzt, Anwalt.

Ich bin....Pfingstler in der vierten Generation, Leiterkind, Baptist, Charismatiker, Bruder, Protestant, Katholik.

Ich bin...arm, reich, sozial, ...ihr versteht schon.



Ich bin...es ist die Identitätsfrage, die hier auf das Tablett kommt, es ist eine Selbsterkenntnis und gleichermaßen -definition, und sie dient als Orientierungshilfe für andere in einer weltlichen Gesellschaft.


Doch lasst uns noch einmal kurz zurückkehren zu den Fabeln und Mythen, die uns prägen:


Deutschland gilt- wenn wir vom Nationalsozialismus einmal absehen- als das Land der Dichter und Denker, der Mythen und Sagenkönige, des Parzifal und des Faust, der Reformation und der großen Adelshäuser. In Deutschland wurde Aschenputtel geboren, Rotkäppchen, Rapunzel- als lehrsame Altweiber-Weisheiten an Lagerfeuern und in Handarbeitsrunden erzählt und schließlich von den Grimmschen Brüdern gesammelt. Wir haben bis heute einen fast unbemerkten Anspruch, die "wahren Denker" zu sein-und es prägt uns, färbt unser Erleben -und führt zu einer überbetonten Verstandesgesellschaft, die sich schwer tut mit Emotionalität ud Herzlichkeit.


Und:

Europa ist auch der Kontinent der großen Königshäuser, der Minne, des Prunk des Adels und der Definition, was es heißt, ein König zu sein.


Ein Kronprinz. Eine Prinzessin. Von diesem Bild ist unser ganzes westliches Empfinden der Königsherrschaft Christi geprägt, aber ist es wirklich das, wie es sein wird?

Wie sehr wir von unsrem europäischen und oftmals idealisierten Erbe in unsrer Interpretation und Assoziation geprägt sind, soll folgendes Beispiel verdeutlichen:


Wenn wir an einen König denken, denken wir automatisch an den Sonnenkönig Ludwig XIV. von Frankreich, an Franz Josef I., an Sissi, verkörpert von Romy Schneider, an prunkvolle Bälle und Prachtbauten, Springbrunnen und kichernde Hofdamen in teuren Gewändern, deren Lachen silberhell durch die undurchdringlichen Labyrinthe hallt.


"Ich bin eine Königstochter!" "Die Tochter des Königs!" "Ich bin berufen zum herrschen!" "Ich bin Erbe Christi!" ...und vor unsren Augen entstehen eben jene Prachtbauten, die bis heute vom Glanz ehemaliger Epochen zeugen.


Insgesheim wünschen wir uns genau das. Volle Bankette, rauschende Ballroben, Autorität und das gütig-erhabene Regieren über Untertanen- und all das...ist eine Fabel, die nicht das mindeste mit der Realität dieser Epochen zu tun hat.



Als kurz nach dem Tod Ludwig II. seine ehemaligen Untertanen durch das heutige Schloss Neuschwanstein geführt wurden, war es ein Akt der Aufklärung, eine Intention, die Verschwendungssucht und die Weltferne Ludwigs II. öffentlich zur Show zu stellen.


Genau das Gegenteil passierte: Die Untertanen waren so fasziniert von dem Prunk und Reichtum, den Neuschwanstein symbolisierte, dass sie es feierten- und bis heute ist es das wohl bekannteste Schloss Deutschlands.


Ludwig II. war in mehr als einer Hinsicht ein tragischer König- überfordert mit Regierungsgeschäften, abgelehnt von seinem Vater, fliehend wiederum in die Welt der germanischen Sagen und Mythen, und sich um die wahre Königswürde betrogen fühlend durch das Mitbestimmungsrecht seines Kabinetts. Er war besessen von Architektur, und die Arbeiter und Architekten, die Neuschwanstein errichteten, das "Märchenschloss", hatten keine Pause, waren drangsaliert. Staatsverschuldung und immer wieder erneute Anleihen finanzierten diese Gebäude auf dem Rücken der kleinen Leute, derer, die für diese Vision eingespannt wurden, angefordert von einem weltlichen König- und ausgebeutet.


Er dachte, es sei sein Recht, so mit ihnen zu verfahren.


Wirklich gelebt hat Ludwig II. in diesem Millionenschweren Gebäude nie. Er starb, vermutlich an Suizid, bevor Neuschwanstein fertiggestellt wurde. Entrechtet, für wahnsinnig erklärt, verlor er nicht nur sein Leben, sondern auch für lange Zeit seine Reputation. Er wollte hoch hinaus- und sein Fall war tief.


Und dennoch: Der Traum bleibt, der Prunk bleibt, und die Sehnsucht nach diesem Schein treibt unzählige Touristen bis heute in dieses Schloss, das nicht epochal, nicht wirklich alt, nicht wirklich bewohnt und schon gar nicht wirklicher Ausdruck des königlichen Lebens ist, sondern die Weltflucht eines einsamen Mannes.



Fabeln und Mythen- sie haben eine unsägliche Macht über uns.


Petrus sagt in 1. Petrus 1,16:


"Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. 17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. 19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen." (Hervorhebung Autorin)


Es ist real, sagt Petrus, keine schöngefärbte Geschichte. Jesus ist echt, wisst ihr.

Und so sind auch wir aufgerufen, echt zu sein. Und anzunehmen, was er uns über Herrschaft sagt, statt Fabeln zu folgen.


Denn gerne überlesen und dennoch geschrieben steht:



"Danach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschhaft und alle Obrigkeit und Gewalt." (1. Korinther 15,24, Hervorhebung Autorin)


Am Ende wird es keine Herrschaft einzelner mehr geben. Es wird keine Herrschaft sein außer Gottes allein.


Und Jesus sagt:


"Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. 26 So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; 27 und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, 28 so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele." (Matthäus 20,25 ff). 


Ja, Herrschaft und Einfluss und Wohstand und Prunk und Paläste und Villen glitzern bis heute. Auch im christlichen Bereich. Und so, wie die Untertanen sich weigerten, die Verschwendungssucht zu erkennen, als sie Neuschwanstein betraten, so weigern auch wir uns, Mythen zu enttarnen und unsre Lieblingsphantasien durch Jesu radikale Umkehrung aller Prinzipien überführen zu lassen.


Ist es möglich? Zu überwinden?


Ja, ich glaube schon.


Es ist der Heilige Geist, der uns beständig mahnt, unser Heil nicht in falschen Quellen zu suchen. Er lässt uns nicht in Ruhe.


Und doch- es ist verlockend- und oftmals wirkt Macht einfach überzeugender als Dienst.


Denk an Neuschwanstein. Es ist wunderschön, ein Meisterwerk der Architektur- und doch nur eine rekonstruierte- Illusion. Du darfst dich an der Schönheit berauschen, du darfst träumen, und du darfst fasziniert sein von Schönheit. Du darfst eintauchen in Geschichten, Mythen und Legenden. Aber bitte, lass dich nicht von ihnen blenden.



Seid gesegnet,

Sibylle/Zionstochter.


Quellen:

Die Bibel. Luther 2017, hier zitiert nach: https://www.bibleserver.com

Michael J. Gorman (Hrsg.:) Reading Revelation Responsibly: Uncivil Worship and Witness: Following the Lamb into the New Creation (English Edition), Kindle Version, Seite 51-63.

Ludwig II. von Bayern: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_II._(Bayern)

Foto Neuschwanstein: Pixabay, thx to "derwiki".

London Session Orchestra: Pachelbel, Kanon in D-Dur.






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