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Über Hoffnung und Herzenssehnsucht- das kommende Königreich.





"Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? 3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin." (Johannes 14,2, Luther)



"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
7 Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein." (Offenbarung 21, 1ff, Elberfelder)


Meine lieben Freunde,


das neue Königreich. Ich weiß, wie oft ich damit gehadert habe, mit diesem Gefühl von Vertröstung. Bis heute gibt es einen kleinen, traurigen Teil in mir. Ja, irgendwann, Jesus, wird es soweit sein. Aber wann? Paulus, er dachte, du würdest wiederkommen in Kürze. Wir denken, du kommst wieder in Kürze, und soviele Generationen vor uns waren überzeugt, dass die Endzeit da ist, dass die Zeit erfüllt ist. Und immer wieder werden neue Generationen geboren, beginnt das Spiel der Zeit von vorne. Ein tiefer Seufzer im Inneren. Ein Seufzer der Sehnsucht- aber auch der Ungewissheit. Das Neue, wie wird es sein? Wird es das Meer wirklich nie mehr geben? Keine Wellen, keine salzige Luft, die einem um die Nase weht? Keine Seesterne, Muscheln am Strand, keine Ebbe, keine Flut? Keine atemberaubenden Sonnenuntergänge, die sich in der endlosen Weite des Meeres spiegeln? Warum, Herr, kein Meer?


Eine echte Hoffnung,eine reale Hoffnung ist die Aussicht auf den neuen Himmel und die neue Erde, auf das "verwandelt sein in einem Augenblick". Doch oft habe ich mich gefragt, wie glücklich ich sein kann in dem neuen Königreich- ohne meine Freunde, mein soziales Umfeld, für die ich bete, ja, die aber von Jesus so gar nichts hören wollen. Ohne meine Familie. Irgendwie hat sich das Bild eingeschlichen, traurig im neuen Königreich zu stehen, zu sehen, wie alle ihre längst verstorbenen Freunde begrüßen, während ich da stehe und kaum jemanden finden werde.


Vor einer guten Weile zeigte mir Gott einen Teil der Familie, den er für mich vorgesehen hat. "Es ist ein Gefühl wie endlich nach Hause zu kommen" schrieb ich ihnen, die ich in meinem Leben hier wohl nie sehen werde.


Ich fragte mich, warum Gott mir diese Menschen zeigte, wo es doch so aussichtlos schien, sie liebzugewinnen- für nichts. Für keine echte, reelle Chance, ihnen zu begegnen. Zu viel Distanz, eine andere Kultur, eine andere Sprache- und doch flog mein Herz ihnen entgegen, als seien sie das längst verlorene, vergessene Zuhause.


Wir kennen das alle. Die Urlaubsbekanntschaften, die man mit wehem Blick hinter sich lässt. Die Menschen, denen man begegnet und denkt: Mensch, könntest du nicht näher bei mir wohnen? Könnten wir nicht Leben teilen, zueinander gehören?


Wir sind limitiert in dieser Welt. Limitiert durch Zeit- und Raum. Limitiert durch unsre Terminkalender, limitiert durch Alter, durch Bewegungsunfähigkeit, durch Ansprüche und das, was uns bindet. Manchmal, manchmal durchbrechen wir für Augenblicke diese Begrenzungen und treffen uns, in kurzen Momenten und Augenblicken. Wir sehen, was sein könnte. Wir sehen, was gut wäre. Wir wünschten, es wären genau diese Menschen, die uns immer umgeben würden. Täglich. Weil sie uns guttun, weil sie uns treffen an einem sehr tiefen Punkt unsres Seins. Weil sie uns dazu bringen, Jesus wieder klar zu sehen, weil ihre pure Existenz unser Herz öffnet. Sie beflügeln- und wir denken, dass wir in alle Ewigkeit mit ihnen reden könnten, einfach teilen. Wir denken, dass wir in alle Ewigkeit mit ihnen schweigen könnten, Hand in Hand, Seite bei Seite.


Es ist ein kostbares Geschenk, solchen Menschen zu begegnen. Sie sind gar nicht so selten, sie sind nur verstreut auf dieser Welt. Viele von ihnen treffen wir nie. Viele von ihnen treffen wir in kurzen Momenten und vergessen sie nie mehr. Viele von ihnen erkennen wir als zu uns gehörig, sie tragen dieselbe Vision, dieselbe Sehnsucht, dieselbe Ausrichtung. Sie gehen in dieselbe Richtung.


"In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?"


Es ist die geheime Horrorvorstellung vieler Christen, dass das neue Königreich ein Königreich des ewig dauernden Gottesdienstes sein wird. Wir haben Angst, loszulassen. Vielleicht fühlen wir uns fremd inmitten von Geschwistern, innerlich nicht erkannt und verstanden. Vielleicht denken wir, dass in alle Ewigkeit "Heilig, heilig ist der Herr!" singen doch eher zu den religiösen, frommen Geschwistern passt als zu uns. Vielleicht malen wir lieber für Gott. Vielleicht lieben wir den Duft der Sommerluft, und denken: "Das alles nie mehr, Vater? Und wirklich? Ich werde mit meiner Gemeinde zusammensein, in alle Ewigkeit? Weißt du, es gibt so viele, viele Menschen, die ich gerne kennenlernen würde, aber ist es wirklich das, was du versprichst?


Ich glaube, der Hinweis, dass es im Hause des Vaters viele Wohnungen gibt, ist ein sehr konkreter. Jesus selbst hatte enge Freunde, solche, denen er sich anvertraute. Er hatte viele Nachfolger, aber nur wenige, mit denen er übernachtete, aß, trank, über die geschrieben stand: "Und er gewann ihn sofort lieb".

Ich glaube, und ich denke, dass Jesus uns diejenigen schon hier, schon jetzt zeigt, mit denen wir die Ewigkeit verbringen werden. Er schenkt uns Liebe für sie, die grenzenlos ist. Er zeigt uns, wo und zu wem wir gehören werden, zu welcher "Wohnung" er uns hinzufügt. Ich glaube, dass wir alle lieben werden, ja- aber mit denen vereint sein werden, deren Herz wir erkannt und erliebt haben. Mit all jenen, die uns berührten. Mit all jenen, mit denen für ein kurzer Moment der Schleier dieser Welt durchbrach. Mit all jenen, in denen wir Jesus erkannten- und ich glaube, das sind für jeden unterschiedliche Menschen. Doch wenn es geschieht, dann geschieht es immer beidseitig, für einen kurzen Moment, ein Blitzen, ein Lächeln, ein Moment der Nähe, der weltlich nicht zu erklären ist.


Ich glaube auch,dass die Welt vergehen wird und in einem Augenblick, mit einem Wimpernschlag neu erschaffen vor uns liegt. Dass wir uns wiederfinden in der Wohnung, die er bereitet hat. Dass dort all jene warten, die wir immer treffen, mit denen wir immer Leben teilen wollten- und jenen, die wir lange vermissen. Ich glaube, das niemand alleine sein wird im neuen Königreich- sondern vereint mit jenen, mit denen das Herz in Einheit schlägt. Ich glaube, es wird ein prachtvoller Mosaikteppich, der sich ausbreitet- der Vielfalt und Unterschiedlichkeit, in dem sich endlich die entsprechenden Puzzlestücke zusammenfügen.


In Gottes permanenter Gegenwart zu leben, in einer neuen, erschaffenen, perfekten Welt, umringt mit jenen, auf deren Geschichten wir neugierig sind, mit genug Zeit, mit ewiger Zeit zum Reden, zum Kennenlernen, gemeinsam essen, gemeinsam lachen, gemeinsam arbeiten- ich stelle es mir wunderbar vor. Ich glaube, wir werden unsre Geschichten behalten- wie Jesus seine Narben behält.Und doch: All das, was nun so schwer ist, wird leicht sein. Geheilt. Wir werden unsre Geschichten erzählen mit ungläubigem Blick, wie soviel Leid jemals möglich war. Geschichten darüber, wie wir Jesus suchten. Wir wir gefunden wurden, wo wir ihn erkannten. Wie es war, dass er nicht da war.


Und mit einem Seufzer der Ehrfurcht, mit befreiter Freude werden wir ihn loben. Und in seiner Gegenwart wird der Ruf erschallen: Heilig, wahrhaft heilig bist du, Herr.


Möge sein Königreich kommen. Ob mit oder ohne Meer, ob mit Seen oder Wellen, es wird wunderbar sein. Es wird Sommer sein. Und der Baum des Lebens wird Früchte tragen für all jene, welche so oft den Tod, das Leid, den Schmerz sahen.


Und so freue ich mich. Über jene, die mir begegnen, und doch nicht nahe kommen können. Über jene, deren Herz im Gleichklang mit meinem schlägt. Über jene, die zu meiner neuen Familie gehören, zu einer weiten, großen, wunderbaren Familie. Und so bete ich. Für jeden und jede, die ich erkenne. Und weiß, dass Jesus längst die Wohnungen vorbereitet, in die er uns setzt. Möge der Wein perlen in unsren Gläsern, das Lachen erschallen, mit ihm unter uns, in uns, um uns herum.



Und wenn du traurig bist, einsam und dich fragst, ob es im künftigen Königreich einen Platz für dich gibt: Dann denke an sie. Die, die dir zulächelten,die, die dich segneten, die entfernten Freunde, die Menschen, die wie kleine Lichter dasselbe Licht tragen wie du, den selben Ausdruck, dieselbe Sehnsucht. Wir sehen uns. Und der Tag der Verwandlung- es wird ein guter sein.


Seid gesegnet.

Sibylle/Zionstochter.


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