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  • sibyllezion

Die Wurzel der Bitterkeit 2/2- Bitterkeit überwinden.

Aktualisiert: 22. März






"Und doch weiß ich, dass das Gute zu mir kommt - dass das Gute immer kommt; obwohl nur wenige zu allen Zeiten die Einfachheit und den Mut haben, daran zu glauben." 
(George McDonald/Phantastes)


"Und ihr Leben wird vielleicht um so reicher sein, als sie nun die Erinnerung an das, was kam, aber nicht bleiben konnte, in sich trägt." (George McDonald, Phantastes)

 "Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Gnade  wird[7] nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer." 
 (Jesaja 54,10)

Meine lieben Freunde, liebe Frauen Gottes.


Warum lässt Gott das zu?


Es gibt soviele christliche Konzepte, soviele Glaubensrichtungen, die versuchen, mit der Frage des Leids umzugehen. Die Frage des Verlustes, des Schmerzes zu erklären, weg zu erklären.


Dieses Leben ist wie eine Achterbahn, auf der wir von Höhen in Tiefen geworfen werden- gerade noch auf dem Weg in den wolkenlosen Himmel, an dem die Sonne strahlt- und eine Sekunde später in den Abgrund gerissen, in die Dunkelheit, geschleudert, konfrontiert mit Tod, Krankheit, Nicht-Verstehen.


Das beliebteste Gedankengebäude, das wir bauen, ist das der Attacken Satans, die wie eine unberechenbare Dunkelheit unser eigentlich gut erdachtes, perfektes Leben gefährden.


Und ja: Da ist Wahrheit in dieser Aussage, da ist Wahrheit im Glauben an die Dunkelheit und Realität dieser Macht, die nichts als Verderben und Zerstörung für uns bereithält.


Allein: Jeder, der weiterdenkt, droht zu verzweifeln.


Denn wir lernen früh, sehr früh eine umumstössliche Tatsache: Leid- es macht auch vor Christen nicht halt. Selbst wir, die wir im Herrschaftsbereich Christi und auf der anderen Seite des Kreuzes leben, gerechtfertigt, geliebt, erwählt, auch wir erfahren Krankheit, Tod, Verlust und Schmerz.


Als meine Mutter den Schlaganfall hatte, der nicht nur ihr, sondern auch mein Leben massiv verändern sollte, verlor ich allen inneren Halt in einem Alter, in dem dies nach unseren Maßstäben nicht geschehen sollte. Nein, sie starb nicht, doch der Kampf, den sie mit sich ausfocht, ihre Behinderung und die weltlichen Konsequenzen, die dies mit sich bringt- es wurde hierdurch nicht ausgelöscht.


Ich kannte und liebte Jesus bereits, als es passierte. Nur kurze Zeit zuvor hatte ich Jesaja 54,10 zugesprochen bekommen, seine Gnade, die, was auch immer passieren würde, nicht von mir weichen würde. Obwohl Hügel fallen und Berge weichen würden. Obwohl. Dennoch.


Nicht: Kein Haar wird verbrannt und grüne Wiesen erwarten dich.


Ist Gott also nicht allmächtig?

Viele fliehen sich in diesen Glauben, und es scheint mir: Diejenigen, die Gott am meisten lieben, tun dies am intensivsten. Es passt nicht zu Gott, so denken wir, dass er uns solchen Umständen aussetzt, dass er ein solches Leid zulässt. Er muss in diesem Moment machtlos gewesen sein, gebunden an den Vertrag, dass Satan auf dieser Welt wüten und Schafe reißen darf.


Das Problem ist:

Keine Bibelstelle belegt das, und Satan diese Macht zugestehen, bedeutet zweierlei:

  • Wir machen ihn Gott gleich und gewähren ihm eine Augenhöhe, die er als Geschöpf, als der erschaffene Zerstörer, niemals hatte und niemals haben wird.

  • Und wir bagatellisieren das Erlösungswerk Christi, seinen endgültigen und unverrückbaren Sieg über die Dunkelheit, über Satan, über den Tod selbst.


Also bleiben wir allein.


Mit Ungewissheit und mit Angst. Ja, es kann sein, dass Gott heilt. Es kann auch sein, dass er nicht tut. Ja, es kann sein, dass diese Freundschaft mich tragen wird bis zum Ende meiner Tage auf dieser Erde, es kann auch sein, dass nicht, dass ich sie verliere, bevor mein Herz bereit ist.

Wir schützen uns, lieben lieber nicht mehr so sehr, so uneingeschränkt. Und umso mehr Dunkelheit in unserem Leben war, desto weniger lassen wir das Gute zu- denn es wieder zu verlieren, nein, so glauben wir- das ertragen wir nicht noch einmal. Lieber nicht unverrückbar hoffen. Man weiß nie.


Brent Curtis sagt in Sacred Romance und der dazugehörigen Serie von Vorträgen aus dem Jahr 1997, aufgenommen ein Jahr vor seinem tragischen Tod, dass unser Herz kämpft: Es kämpft mit der Botschaft von unfassbarer Schönheit und Liebe auf der einen und Zerstörung, Hass, Tod, Verlust auf der anderen, der Botschaft der Feuerpfeile, wie er und auch John Eldredge es nennen.

Und er benennt es klar:

Die Botschaft, die das Buch Hiob uns bringt, es ist die Botschaft des Anzweifelbaren der menschlichen Herzen, die Gott dann lieben, wenn er in seiner Güte und Liebe alles gewährt, was sie sich nur wünschen können. "Erlaube, dass ich es ihnen entreiße" fordert Satan, "und dann sieh hin, wieviel von dieser angeblichen Liebe noch da ist."


Sind wir also Schachfiguren in einem Pokerspiel zwischen Satan und Gott? Ist das die Liebe, die große Geschichte, die das Vaterherz Gottes für uns schreibt? Ausgeliefert sein? Hilflos Verlust ertragen müssen? Geopfert werden für höhere Wege?

Es sind Fragen, die wir nicht äußern. Derer wir uns schämen, die wir verdrängen. Wir bauen Konzepte, die es uns erlauben, dieser Frage auszuweichen:


"Wenn du nicht geheilt wirst, hast du nicht genug geglaubt." "Wenn du soviel Leid im Leben hast, dann musst du verflucht sein". Die Antwort, die sich mit unsrer Erfahrung eines liebenden Gottes deckt, sie muss doch irgendwo sein!


Auch die Freunde Hiobs gingen diesen Weg, und Hiobs Frau forderte ihn auf, doch endlich aufzuhören, an Gott festzuhalten, als nicht Segen, sondern pures Leid auf Hiob fiel. Als Gott diese unfassbar grausame Glaubensprüfung zuließ.


Die Antwort auf die Frage, warum Gott es zulässt, dass seine Treuen, seine Gerechten leiden, warum er nicht einfach kommt und Leid wegnimmt, ist diejenige, die am meisten gesucht wird.


Ich glaube, die Antwort ist eine einfache:


Wenn wir alles hätten, und wenn wir nur grüne Wiesen und stille Quellen kennen würden, dann würden wir uns nicht ausstrecken nach dem, was wirklich bleibt, und weniger noch nach dem, der bleibt. Wir würden in Selbstzufriedenheit vor uns hingrasen, vergessen, dass es mehr gibt als dieses Leben. Wir würden den Segen und die Gaben Gottes mit ihm verwechseln, ihn lieben für das, was er uns gibt- und nicht für den, der er ist.


Dieses Leben ist ein Trailer.

Ein zugegebenermaßen langer, uns fast ewig erscheinender Trailer zu einem Buch, das erst später aufgeschlagen wird. In diesem Band, in diesem Leben erleben wir beides- die Abwesenheit Gottes, und die Gegenwart Gottes, seine süßen Versprechen an uns, seine gute Gaben, seine ewigen Garantien für das, was er uns geben wird, wenn. Wenn das neue Königreich kommt.


Und wie ein Trailer niemals die ganze Geschichte erzählt, sondern uns im Ungewissen lässt, wunderschöne Szenen nur anreißt, uns hoffen und erwartungsfroh werden lässt, die ganze Geschichte zu genießen, so sind die Abschnitte und Segnungen auf dieser Welt nur begrenzt. Sie sind Appetithappen, die uns zeigen sollen, was Gott für uns hat, wenn wir das neue Königreich betreten. Die Freundschaft, die wir verloren- sie war ein Trailer für die Freundschaft, die nicht mehr enden wird. Die Liebe, die unseren Händen wegstarb, sie ist gesichert und war eine Vorschau, ein kleiner Wink des Himmels für das Gute, das uns versprochen ist. Was wir lieben, was gut ist in dieser Welt, es ist der Abglanz dessen, was erst noch kommen wird.


Gott in seiner Güte schenkt uns diese Dinge, für eine zeitlich begrenzte Spanne. Wir dürfen sie nicht festhalten, weil wir sonst den Trailer zum Buch erklären, weil wir sonst die Hoffnung mit der Wirklichkeit verwechseln.


Wenn etwas Gutes zu Ende geht, wisse, dass das, was du erfahren hast, ein Segen, ein Gruß und eine Hoffnung ist. In Gott ist kein Tod und kein Ende. Wurde es dir entrissen, dann wisse, dass das, was nicht gegeben wurde, auf dich wartet.


Sammle die guten Augenblicke wie Perlen, und sammle die guten Erinnerungen als das, was sie sind: Die Wahrheit. Gottes Versprechen an dich. Ein Außenposten Edens, dir gegeben, damit du weißt, was dich erwartet in der ewigen Welt, die kommt.


Wir haben die Wahl:

Wir können verbittern über das, was uns genommen wird im Tal des Todes, im Tal der Entscheidung.

Wir können die Welt und unser Leben aus dem Blickwinkel dessen betrachten, was uns geraubt wurde. Was uns genommen wurde, was uns nicht gewährt wurde.

Wir können uns verlieren in der Schlechtigkeit Satans und leise und still verbittern.

Wir können protestieren und es als falsch proklamieren, bekämpfen oder nicht wahrhaben wollen. Wir können Gott beschuldigen, uns zu hassen, nicht zu sehen und zu zerstören.

Wir können ihn hassen, gegen ihn zürnen, und den Schmerz und das Leid, das damit einhergeht einzusehen, dass dieses Leben nur ein Schnappschuss unsrer wahren Bestimmung ist, wie Fäuste gegen seine Brust trommeln.


Oder wir können verstehen, was er angekündigt hat: Dass uns nichts genommen werden wird. Dass Trauer zu Freude wird, Ungerechtigkeit zu Gerechtigkeit, dass dieselbe Hand, die nimmt, auch wieder segnen wird.


Wir können all die guten Dinge in unserem Leben in Freude und Dankbarkeit auskosten, annehmen, uns nähren lassen, und sie sehen als die Hoffnung, die uns verkündigt wurde: Die Hoffnung eines Königreiches, das Freude bringen wird. Wir können die dunklen Zeiten akzeptieren, als Erinnerung daran, dass das Reich noch nicht da ist, dass wir aber schon Anteil haben durften an dem, was für uns vorgesehen ist und es lebendig halten, in uns, mit uns, es feiern und erhalten als das Gute, das an anderem Ort auf uns wartet, um sich dort ganz zu entfalten.


Oder wir können verzweifeln, verbittern, und mit den bitteren Wurzeln in unsrem Herzen Anteil nehmen an all der Verurteilung, all der Bitterkeit und dem Vorwurf an Gott, nicht gut, nicht allmächtig, nicht Liebe zu sein.


Es ist unsre Wahl- und es ist unser Geschenk. Das Geschenk, die Einladung zum Opferfest anzunehmen, das Gott uns gab.


Diese Erde zeigt uns beides: Himmel und Hölle. Gottesferne und Gottesnähe. Segen und Fluch, Leben und Tod.


Mögen wir weise wählen- und Botschafter des Lebens sein.


Denn der Schmerz wird vergehen. Der Tod wird nicht mehr sein- es sei denn, wir wählen ihn.


Ist es also so, dass wir nie wissen können, wie lange uns die Freude gewährt wird, die uns nährt?

Ja, das ist so.

Ist es also so, dass wir akzeptieren müssen, dass Gott uns schmerzlich erinnert, dass diese Welt nicht unser Endziel ist?

Ja, das ist so.


Aber in unsrem Herzen tragen wir all die Segnungen, all das Gute, all das, was er uns vorankündigt-für ein sehr viel besseres Leben- ohne Raub. Ohne Schmerz. Wiederhergestellt. Auf manches, das uns unentbehrlich scheint, werden wir warten müssen, bis wir es zurückerhalten.

Wir werden sehnsüchtig an die Zeiten erinnert werden, in denen wir es hatten. Doch auch die längste Wartezeit vergeht- und der Trailer weicht dem ganzen Epos. Der erste Band, das Buch von Leben und Tod, von Fluch und Segen, es weicht dem Buch des Lebens.


Und alles, was uns Leben gab, was uns erfüllte, was unser Segen war- wird dort seine Kraft, seine Schönheit, seine ganze Geschichte entfalten.


Wenn also das Gute, das uns hier widerfährt, nur die Vorspeise ist, die nicht satt macht, und doch so lecker ist wie frische, gebratene grüne Tomaten...

wie wird der Hauptgang sein? Weinen wir über die Vorspeise, die aufgegessen ist?

Nein. Wir erwarten den Hauptgang, und in der Zwischenzeit verhungern wir nicht.

Denn das, was uns nährte, es währt fort, und der, der das eine schenkte, wird auch das andere nicht vergessen.


Lasst uns das Gute suchen. Denn in der Bitterkeit ist kein Lohn.

Und was wir verloren, möge uns eine Verheißung werden. Wir sind Boten des Kommenden. Mögen wir es sein mit der Freude, die es verdient.


Seid gesegnet.


Sibylle/Zionstochter


Quellen:

Die Bibel. Elberfelder Übersetzung/deutsche Version. New International Version/Englische Version. Beides: www.bibleserver.com

Podcast: Sacred Romance Part 3: Brent Curtis. Direktlink: https://wildatheart.org/rhplay/podcast/wild-heart/sacred-romance-part-3

Zitate: George McDonald aus Phantastes, Übersetzung Deepl.com,

Foto: Pixabay: Foto von Michaela, at home in Germany


Dieser Artikel gehört zur Vorbereitung und Begleitung der achtwöchigen Study: "Werden, wie du mich siehst" Stacy Eldredge. 20.03.2023-15.05.2023.

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