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Einmal Vision und zurück- ein unfassbares Zeugnis über Gottes Realität
Aktualisiert: 27. März 2022

Coromandel, New Zealand. Pixabay.
"So spricht der HERR, der die Erde gemacht, sie gebildet und gegründet hat – HERR ist sein Name: 3 Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt. " ( Jeremia 33,3, Luther)
"Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht sinken! 17 Denn der HERR, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein." ( Zefanja 3,16 ff, Luther)
"Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. " ( Psalm 139, 16)
Meine lieben Freunde,
im letzten Post habe ich über meine Befreiung aus der Esoterik und der erstaunlichen Kehrtwende geschrieben, die mein Leben im Anschluss nahm.
Hier kommt ihr zum Artikel: https://www.zionstochter.de/post/vom-träumen-zum-erfahren-die-realität-gottes
Was im Anschluss in meinem Leben geschah, schlägt jedem Fass den Boden aus. Ich habe diese Geschichte oft erzählt. Aber obwohl ich Gottes Wirken in meinem Leben oft im Folgenden erfahren habe, ist sie in ihrer Botschaft wirklich unerreicht.
Sie beginnt an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass mein befristeter Arbeitsvertrag beim Sozialamt nicht verlängert werden würde. Es war 2004, und die Hartz IV Reform stand vor der Türe. Eine Übernahme war nicht möglich, dazu hätte ich eine Zusatzqualifikation gebraucht, die ich nicht hatte. Es war Ende September, als ich es erfuhr, und glücklich war ich nicht grade. Noch unglücklicher aber wurde ich, als ich Gottes unverkennbare Stimme hörte, die sagte: "Melde dich nicht arbeitslos. Ich habe anderes mit dir vor."
"Aha. Ja, na super, Gott. Und wovon soll ich dann leben? Wenn ich mich hier verhört habe, sitz ich bis zum Rand im Schlamassel. Das Arbeitslosengeld wird gesperrt, ich kann meine Miete nicht mehr zahlen, ich kann nicht..." Gott- blieb hart. Also gehorchte ich und dachte mir, dass die nächsten acht Wochen ja noch irgendwie zu überbrücken waren. Danach- würde es verflixt, verflixt eng werden.
Seit einem halben Jahr war ich getauft. Frisch gebadet im Rhein. Nach einem knappen Jahr hatte ich mich gut eingelebt in meiner kleinen, chaotischen, lebensnahen freakigen Jesus Freaks Gemeinde in Köln. Ich wurde geschätzt, erste Bande der Freundschaft entstanden und meine Leidenschaft für Gebet und unsre Teens wurde geschätzt. Im Frühgebet morgens um 06.30 Uhr war ich oft diejenige, die für Croissants und Kaffee sorgte, manchmal verbrachte ich die ganze Nacht im Büro der kleinen ehemaligen Eckkneipe, die wir gemietet hatten. Betend, segnend, jede noch so kleine Angelegenheit vor Gott legend. Unsre 24/7 prayer weeks waren großartig. Ja, ich fühlte mich wohl. Seit einer Weile schon passierten Bekehrungen, hatte ich auf diese Aufforderungen gehört, die aus heiterem Himmel auftauchten: "Red mit ihr, sie braucht jemanden, der zuhört. Lad ihn zu den Freaks ein, er braucht Gebet". Immer stimmte es. Und so, bei aller Angst um meine Existenz- ging ich nicht zum Arbeitsamt sondern sagte lapidar, (während es mir innerlich den Magen umdrehte) auf die Frage, was ich denn jetzt vorhabe, "Jesus meint, er hat was für mich". Die Reaktionen lagen stets zwischen stummen, akzeptierenden Nicken und stiller, skeptischen Bewunderung für diesen Mut. Ich? Nun: Ich wusste, was er vorher getan hatte. Aber es nimmt dir nicht die Sorge. Menschen hassen Unsicherheit.
Im Grunde genoss ich die freie Zeit. Frühgebet, Himmelgebimmel (Gemeindegebetsabend), Abhängen in den Räumen, Abhängen mit Geschwistern, lange Gebetsspaziergänge- langweilig war mir nicht. David Pierce tourte, Einladungen dazu kamen rein von einem ehemaligen Schulkollegen, den ich lange nicht gesehen hatte. Ach, man kann sich die Zeit schon vertreiben.
Irgendwann klingelte abends das Telefon. Eine Bekannte aus der Gemeinde war dran, und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit zum Hühnertreffen nach Stuttgart zu kommen. Hühnertreffen, das Frauentreffen der Jesus Freaks International, war eine Wochenendveranstaltung für Frauen. "Jodi Pierce spricht dort, die Frau von David, du brauchst nur nen Schlafsack und bisschen Spritgeld, kommst du mit? Aus irgendnem Grund hab ich Bock, mit dir dahin zu fahren. Ich glaub, du sollst da hin." Ich war überrascht. Wir hatten nicht viel miteinander zu tun, und Frauentreffen...ach, nur Frauen?! Aber na klar, ich hatte nichts anderes vor, und so saß ich bald auf dem Rücksitz und ließ mich durch die Dunkelheit fahren. Ich fühlte mich umarmt und geborgen, seltsam umarmt.
Das Frauentreffen begann unspektakulär, aber erfrischend. Rückblickend lache ich. In Sicherheit gewogen, ahnungslos stolperte ich damals in eines der größten Abenteuer meines Lebens.
Abends wollte es die Sitzordnung so, dass ich neben Jodi Pierce saß. Ich gab mir echt Mühe, mit meinem damals reichlich eingerosteten Englisch mit ihr zu reden. Und ich wollte nicht irgendwas sagen. Also redete ich mit ihr über die Art, wie Jesus die Visionen und Botschaften von Männern und Frauen zu einer Einheit zusammenfließen lässt. Wie die Eigenschaften der Frauen ganz selbstverständlich die der Männer ergänzt, und wie aus dem Zuammenspiel etwas wunderbares entsteht. Es war das Thema, das mich damals über allen anderen faszinierte. Jodi war begeistert. Da war eine tiefe Sympathie ausgebrochen, ohne dass ich das auch nur angestrebt hatte. So tief, dass sie am nächsten Tag ihre 2. Leiterschaftsschule ankündigte,die in Neuseeland stattfinden sollte und mich erwähnte. Dann ergänzte sie: "Wir nehmen nur 36 Personen weltweit. Und die Schule ist nur für Leiter."
Gut. Ich war ein Jahr zurück. Die Schule war unerreichbar weit weg. Und 36 Personen bei einer Europatour...das war nicht viel. Irgendwie...gab mir das einen Stich, aber es war eben, wie es war.
Allein, es ließ mich nicht los, und so suchte ich den Rat meines Gemeindeleiters und des öfteren Abendgesellschafters. Wir saßen in seinem Wg Zimmer mit einem Bier in der Hand und ich erzählte ihm das. Und sagte selbst, dass es für Leiterschaft doch viel zu früh sei... er nickte und sagte: Ja, aber vielleicht ist es ein Hinweis, dass du dir eine Bibelschule in Deutschland suchen solltest. Bad Gandersheim ist ganz gut, frag doch mal. Ich geh mir nochn Bier holen, wart mal. " Alleine in seinem Zimmer trat ich ans Fenster und fühlte das wehe Sehnen nach Abenteuer in mir aufsteigen. Und plötzlich hörte ich mich sagen:
"Also, pass auf Jesus. Das lässt mich irgendwie nicht los. Wenn du willst, dass ich dort hingehe, dann passiert exakt das: Am Wochenende treffe ich auf David Pierce. Ich werde ihm sagen, dass es Jodi gutgeht. Als Segen. Und er wird antworten: "Ja, ich weiß, wer du bist, Jodi hat mir schon von dir erzählt. Wir haben telefoniert diese Woche! Und er wiederholt persönlich die Einladung nach Neuseeland, sonst glaube ich es nicht."
Das Wochenende kam, und mit ihm überschlugen sich die Ereignisse. Kaum angekommen, landete ich in einer mir völlig unbekannten Gemeinde im Vorgebet für David Pierce. Nun, ich nahm das dann mal so hin. Das erste Teaching war auch der erste Auftritt von ihm, den ich je sah. "Sex ist großartig, aber natürlich nach der Hochzeit!" Mit einem Blick auf die essigsauren, verkrampften, frommen Gesichter ergänzte er- "naja. Aber ihr seht aus, als würdet ihr nicht mal an Sex nach der Ehe glauben". Damit hatte er mich. Ich grinste und feixte. Ich hatte gerade dasselbe gedacht.
Abends rannten Leute auf mich zu mit der Aussagen: Wir brauchen dich! Fürs Gebetsteam heute abend, wir haben nicht genug Leute!" Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich KANNTE dort doch nur den Jugendpastor! Und plötzlich war ich im Vorgebet, im Gebetsteam...nun, as you will, Lord Jesus Christ.
Am nächsten Morgen war der normale Sonntagsgottesdienst. Und David stauchte die versammelte Mannschaft zusammen mit solcher Leidenschaft, doch bitte, bitte ihren Job zu tun als Christen, dass ich fassungslos innerlich jubelte. Ja! JA! Endlich mal jemand, der klar sagt, dass sich Sonntags den Hintern plattsitzen und den Rasen mähen vorm Einfamilienhäuschen nichts zu tun hat mit unsrem Auftrag.
Ich glühte ihm entgegen. Der Heilige Geist ließ mich leuchten.
Nach dem Gottesdienst schluckte ich. Und ich tat, was außer den Vögeln auf dem Fenstersims niemand gehört hatte: Ich ging zu David und sagte ihm, dass es seiner Frau gut gehe. Er hätte sie sicher länger nicht gesehen, ich aber. Und ich wolle, dass er das wisse. Er schaute mich an und sagte: "Oh, ich weiß, wer du bist, Jodi hat mir von dir erzählt, wir haben telefoniert. Sie war echt beeindruckt von dem Wochenende.
Vielleicht hast du ja Lust zu unsrer Leiterschaftsschule nach Neuseeland zu kommen? "
Ich brauchte ein, zwei Minuten, um wirklich zu verstehen, was da passiert war. Als ich es verstand, schwankte der Boden unter meinen Füßen. Mein Begleiter und guter Freund grinste, als ich wieder Farbe hatte und sagte: "Nun, ich glaube, du gehst nach Neuseeland." ( Bis heute bedauere ich, dass ich nicht ein spektakuläreres Zeichen gefordert habe. Feuer vom Himmel...oder Brathühnchen. Fassen kann ich das bis heute kaum).
Mit der Realisierung kamen indes haufenweise Probleme. Ich hatte weder einen Spendenkreis noch Eltern, die mir die Reise hätten vorschießen können.Referenzen waren nicht das Problem, auch die Anmeldung ging durch. Doch Spendengelder nach Zeugnis und Missionsankündigung...es waren hier mal 50 Euro, da mal 100. Ein Lohnsteuerjahresausgleich stand noch aus, nochmal 400 Euro. Kein Job, kein Arbeitslosengeld. Von Zusage über die Aufnahme bis zum Abflug und Schulbeginn waren es acht Wochen.
So liebenswert die Freaks waren, sie waren auch dauerpleite. Die Summe, die ich brauchte? oh, 1500 Euro für die Schulgebühr. 2000 Euro für den Flug. Plus Taschengeld. Für dreieinhalb...Monate. Es war hoffnungslos, und schon längst stand mir Steiger Deutschland auf den Füßen, ich müsse nun den Flug buchen.
Ich rannte ins Feld. Ich hatte 500 Euro. Ein Wg Zimmer zu zahlen und eine englische Studienbibel, "weil Gott mir das gesagt hatte". 60 Euro für ne Bibel! Meinen Reisepass. Und sonst...nix. Ich jammerte. Ich schrie. Ich rang. "Jesus, bist du eigentlich ...ich mein, die Schule ist auf englisch, ich hab die Kohle nicht für den Flug, keinen Job, wenns schiefgeht, ich hab Angst! Die Zeit rennt! Ich hatte Angst. Es war halt einfach zu unglaublich. Und plötzlich brach ich in Lachen aus. Sah mich selbst schimpfend und diskutierend vor einem unermesslich großen Gott stehen, der amüsiert zusah. Und sagte: "Aber, weißte, Papa, das weißt du auch alles. Ich geh jetzt heim und buch irgend nen Flug. Mit Fensterplatz, damit wir uns richtig verstehen!" Wie du das bezahlst, ist deine Sache. Ich..kanns nicht. Also buchte ich ins Blaue hinein. 1890,00 Euro. Zahlbar...in 24 Stunden ab Buchung. Kontostand....ohwei. Dispokredit? Nein. Ich rannte in die Gemeinde. Ich blieb dort. Ich betete. Auf Knien. Im Stehen. Mit Kaffee in der Hand. Als ich mich hinlegte, blieben noch anderthalb Stunden bis zum Morgengebet. Im Morgengebet schließlich tat ich das, was man abgeben nennt. "Jesus, ich wollte nie nach Neuseeland. Es war DEIN Plan. Ich hab hier alles, was ich brauche. " Aber enttäuscht...war ich schon.
Als ich in meine WG zurückkehrte, übernächtigt und mutlos, fragte meine Mitbewohnerin, ob ich das Geld für den Flug hätte. "Nein", sagte ich. "Wär auch komisch gewesen, wenn du das bekommen hättest, nur weil du GLAUBST" sagte sie hämisch. Ich schlug die Türe hinter mir zu und schrie Gott an: " Nur weil du glaubst! Es muss klappen, WEIL ich glaube, Gott! Entweder du bist real oder wir können uns den ganzen Scheiß hier auch sparen! Ich muss jetzt schlafen, tu deine Wunder, während ich schlafe!" Ja, ich war frustriert. Sehr. frustriert.
Kaum lag ich im Bett, klingelte das Telefon. "Bille, kannst du noch das Ticket stornieren? Stornier es.jetzt."
"Dann hab ich nix mehr!" "Storniere es!" Ich stornierte e und mein Blick fiel auf die 50,00 Euro, die ich noch an reinen Spendengeldern hatte. Weg...waren sie. Das Telefon klingelte wieder. "Hast du storniert? Gut! Du fliegst mit Lauda Air, Fensterplatz, du fliegst auf Freimeilen. Sind grade als Spende reingekommen. Hin und zurück. 70,-Euro Steuern musst du zahlen. Ach, ich soll dir von Jesus sagen, die Stornogebühr musst du selbst tragen, weil du ihm nicht vertraut hast. Und jetzt vertraue! Du fliegst nach Neuseeland!" In den folgenden Wochen häuften sich die Spenden. Die letzten kamen drei Tage vor Abflug rein. Ein Zehnter wurde mir als Taschengeld übertragen.
Es war die unglaublichste Zeit meines Lebens. Sozial schwach aufgewachsen, hatte ich noch nie solche Strände gesehen. Solche Schönheit. Neuseeland ist unfassbar schön- und es riecht wie im Märchen.- Es heißt nicht umsonst God's own. Der Herr der Ringe und Narnia sind nicht umsonst dort gedreht worden.
Lange dachte ich, Gott wolle mich zurüsten und für den Dienst vorbereiten.
Eines Abends am Strand fragte ich ihn, warum er mich nach Neuseeland geschickt hatte. Und er antwortete: "Weil du dir immer gewünscht hast, solche Schönheit zu sehen und es nie konntest. Ich wollte dir zeigen, dass ich dich ans andere Ende der Welt bringen kann, wenn ich das will. Du bist hier, weil ich dich liebe."
Es wischte alles weg. Alles. Die Armut, die Entbehrungen, das Gefühl, als sozial schwach aufgewachsenes Kind weniger wert zu sein.
Gott brachte mich nach Neuseeland, zahlte es, bewegte Berge, ging vor mir her und zerbrach bronzene Tore - einfach, weil er mir eine Freude machen wollte. Weil ich es ihm wert war. Damit er drei Monate mit mir hatte und ich einmal in meinem Leben am Tor Narnias schwimmen durfte- in Coromandel.
Wenn ich über Jesus rede, dann rede ich über diesen Jesus. Über diesen Gott.
Hat er mir das nochmal gesagt? Dass er was für mich hat? Oh ja. Gerade hab ich ihm gesagt, dass er das wollte, nicht ich. Dass ich hier alles habe, was ich brauche. Ein bisschen wehmütig und enttäuscht. Wär ja auch komisch gewesen, wenn das geklappt hätte, nur weil ich dran geglaubt habe...
ich hoffe, dass irgendwann das Telefon klingelt, während ich enttäuscht und erschöpft vom vielen Beten einschlafen will.
"Things never happen the same way twice, dear" (C.S. Lewis; The Chronicles of Narnia)
Oh, ja. Das stimmt. Aber es ist eine andere Geschichte. Noch abenteuerlicher. Nervenaufreibend. Unfassbar. Auch die nächste, wisst ihr, ging gut aus. Nur anders. Aber niemals sind seine Abenteuer ...umsonst.
Seid gesegnet, Sibylle.
Ach ja: Damit gehts weiter: Wie wird man involviert mit Gott? Aber erst in zwei Wochen. Solange ist Pause. Sagt er. Ja, Vater. Nächster Blogbeitrag Anfang Februar, Freunde. Seid gesegnet.
Sibylle.