- sibyllezion
Fisch und Brot am Lagerfeuer- über Einfachheit im Reich Gottes
Aktualisiert: 20. Apr. 2022

"Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Simon Petrus und Thomas, genannt Zwilling[1], und Nathanael, der von Kana in Galiläa war, und die ⟨Söhne⟩ des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen: 3 Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot; und in jener Nacht fingen sie nichts. 4 Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war. 5 Jesus spricht nun zu ihnen: Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen[2]? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus! Und ihr werdet finden. Da warfen sie es aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr ziehen. 7 Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus nun, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um – denn er war nackt – und warf sich in den See. 8 Die anderen Jünger aber kamen in dem Boot – denn sie waren nicht weit vom Land, sondern etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen nach. 9 Als sie nun ans Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch daraufliegen und Brot. 10 Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstückt! Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen und ebenso den Fisch. 14 Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war." ( Johannes 21,ff)
Meine lieben Freunde,
unser aller Herr und Gott- unser triumphaler Sieger über Satan und Tod- überraschte seine durch den Kreuzestod (und das leere Grab) niedergeschlagenen, verwirrten Jünger eines Morgens- mit Frühstück.
Wie ich diese Geschichte liebe!
Jeder hat so seine Lieblingsgeschichten in der Bibel, nicht wahr? Ich liebe diesen Morgen am See Genezareth, an dem Jesus sich den Spaß erlaubt, sich durch genau dasselbe Wunder an genau derselben Stelle zu erkennen zu geben, mit dem er einst seine ersten Jünger berief. "Werft das Netz aus". Dort, wo alles anfing- dort schließt sich der Kreis.
Ehrlich gesagt, es treibt mir die Tränen in die Augen. Es zeigt die tiefe Verbundenheit und die Leichtigkeit, die Jesus nun ausmachte. Alles vollbracht. Jetzt- frühstücken wir zusammen. Genießen unsre Zeit. Räumen Versagen aus. Bestätigen einander unsrer Liebe. Jetzt- für eine kleine Weile- gehöre ich noch einmal euch, meinen Freunden und Gefährten.
Lagerfeuer und Fische.
Jesus war offenbart.
Nur Gott selbst kann den Tod überwinden. Keine Verfolgung mehr. Kein Versteckspiel, kein Zurückhalten der Vollmacht mehr. Er hatte nun die Freiheit, seine Vollmacht auch für sich und nicht nur für andere zu nutzen- und er tat es, indem er in verschiedener Gestalt auftauchte. In dem er plötzlich vor aller Augen entschwand. Gott auf Erden daselbst stand am Ufer- und lud seine Jünger ein, am Lagerfeuer zu sitzen, Fische auszunehmen und Brot zu rösten?!
Herrje! Wo ist das Bankett? Der perlende Rotwein? Die überladenen Buffetplatten? Der Sonntagsbraten? "der Tisch angesichts ihrer Feinde, das Glas, das VOLL eingeschenkt ist"?
Und wo, in aller Welt, sind die Engelschöre????
Nun, ich schmunzle.
Genau. dort.
Genau da, wo die Jünger das Netz ans Ufer ziehen und die Fische zählen, ein großer Fang, der sie finanziell für eine ganze Weile versorgen wird.
Genau da, wo Petrus sich vor Freude ins Wasser wirft und ans Ufer schwimmt. Er ist so hin und weg, dass er nicht einmal daran denkt, Jesus auf dem Wasser entgegenlaufen zu wollen- noch an seine Scham der Verleugnung. Freude in Reinkultur.
Genau da, wo die Jünger beteiligt, involviert werden. Im gemeinsamen Schaffen, im Prozess des Röstens und der gemeinsamen Vorfreude, im Ausnehmen der Fische- in dem, was sie tausendmal mit Jesus zuvor taten.
Vor allem aber:
In der Einfachheit des Morgens, dem Duft des Lagerfeuers, der Gemeinschaft und des Friedens: In der Langsamkeit und der gemeinsamen Zeit.
Kein Fünf-Sterne- Menu der Welt hätte ihnen das garantieren können. Es ist ein Ritual der Zusammengehörigkeit- ein Moment des Heimkommens. Ein Moment der Vertrautheit und der gemeinsamen Erinnerung.
Jesus deckt den Tisch wahrhaftig reich für seine Freunde. Und alles, was er dafür braucht, ist ein Lagerfeuer, Brot und Fische.
Wir suchen die Nähe zu Jesus in immer komplizierteren Konzepten.
Für uns Christen wird Nachfolge an sich immer abstrakter, immer komplizierter.
Das Internet ist hierbei Fluch und Segen zugleich, die Taktung durch Social Media, die Reizüberflutung immens. Wer versucht, Sicherheit in seinem Glauben zu erhalten durch "Gegenchecken" im Internet, in Gruppen, in Foren, wird heillos reizüberflutet und verwirrt zurückbleiben:
"Höher, schneller, weiter! Lauter, pompöser, großartiger! Mächtiger, herrschender- und wenn du nicht mithalten kannst, dann verpasst du den Segen deines Lebens! Kauf das Buch! Mach die Studie! Analysiere dich! Höre den Podcast! Bete für alle! Spende! Beteilige dich! Heilige dich, bete auf diese Weise, arbeite an deinen Verletzungen, zeitgleich evangelisiere, vergiss den Lobpreis nicht, stell dich deiner Gefallenheit - aber vergiss nicht, dass du auserwählt, geliebt und Miterbe bist! Ergreife Autorität, herrsche über dein Leben! Gib dem Heiligen Geist Raum in deinem Leben, achte auf deine Worte, und verpass nicht die Konferenz im Juni mit Sprechern aus aller Welt! Buch das Online-Ticket- jetzt!"
Sekündlich rattern Bibelstellen, Gebetsanliegen, Memes mit vermeintlich richtigen Bibelstatements über den Bildschirm. Richtig unterscheiden kann man das wahre vom falschen nicht mehr- denn dafür...fehlt die Zeit.
Wie das weiße Kaninchen hetzen wir durch das Leben- und wundern uns dann, dass der Heilige Geist offensichtlich nicht spricht. Dass wir keine Klarheit finden in den Wegen und Irrlehren sich so schnell verbreiten wie Verschwörungstheorien.
Das eigentliche Problem ist doch:
Christsein- funktioniert so nicht- denn Christsein funktioniert ...gestresst und überfordert nur sehr, sehr schlecht.
Was wir alle vergessen, ist die Zeit, die Jesus mit seinen Jüngern hatte. Die Einfachheit. Die Wege, die sie liefen.
Jesus nutzte keine One Minute Pause App, um sich wieder auf seinen Vater auszurichten, sondern verbrachte die ganze Nacht alleine in der Gegenwart seines Vaters.
Er verwendete keine ausgefeilten Zauberkunststücke, um seine Vollmacht zu beweisen, sondern führte den Blinden von der Menschenmenge weg vors Dorf, um ihn zu heilen.
Er ging an die Orte, an denen keiner sein wollte ( Teich Bethesda), unterhielt sich mit den Menschen, mit denen keiner gesehen sein wollte ( Frau am Brunnen Samaria), erhöhte Frauen und Kinder, konfrontierte die Stolzen und Angesehenen und lebte ein Leben in absoluter Einfachheit. Dadurch war er frei- frei vom Kümmern um Besitztümer und Untergebene, frei von Zeitdruck und Zeitplan. Jederzeit in der Lage, unterbrochen werden zu können.
Gemeinschaft- und das ist bis heute so- wir erleben sie nicht auf Massenevents. Dort erleben wir Gruppendynamik, Beeinflussung, emotionale Massenhysterie.
Ob das dann eine Worship Night oder ein Fußballstadion ist, ob das dann ein Konzert von Iron Maiden in Wacken oder Jenn Johnson live ist- das Zusammengehörigkeitsgefühl wird dasselbe sein- je nachdem, zu welcher Gruppe man gehört.
Echte Gemeinschaft aber- sie braucht Zeit und Interesse. Sie braucht ein Miteinander involviert sein. Sie braucht gemeinsame Rituale und sie braucht das Gefühl, gemeinsam etwas zu erschaffen. Sie braucht gemeinsame Erinnerungen und Gespräche. Sie braucht - Ruhe und Zeit.
Ja, wir können einen tollen Abend zusammen im Fünf Sterne Hotel haben-während der Alleinunterhalter Pink Floyd im Hintergrund verhunzt und das Cocktailhütchen in der Abendsonne glänzt- aber die wirklichen, die echten Erinnerungen- sie entstehen bei einer geteilten Flasche Wein zu zweit am See- mit langen Gesprächen und dem Gefühl, dass der andere wirklich präsent ist.
Und so ist es auch mit Gebet und mit Jesus:
Der Heilige Geist lässt sich nicht in Pizzakartons legen, nicht in to go Becher füllen, die Bibel lässt sich nicht verstehen, wenn man die Bibelstellen auswendig lernt und daherbrabbelt. Nein.
Es braucht Zeit, den Willen, sich auf Jesus einzulassen und mehr als 10 Minuten am Tag, um mit ihm zu gehen.
Dazu- müssen wir lernen, dass weniger mehr ist. Und Jesus finden in all den kleinen Details des Tages- im herzförmigen Stein. Im Eichhörnchen, das uns zum Lächeln bringt. Im Impuls stehen zu bleiben, wenn die Nachbarin uns was erzählen will, im Willen, die Email doch zu beantworten, die eine tiefe Sehnsucht trägt.
Für mich ist diese Oberflächlichkeit, dieser Unwillen, sich wirklich durchdringen zu lassen von der Einfachheit Jesu die schlimmste Krankheit des Christentums. Denn wenn wir den Schritt nicht verlangsamen, können wir dem Hirten nicht folgen.
Wisst ihr- er ist ewig.
Jesus- er hat Zeit.
Wieviel Zeit gewähren wir ihm?
Macht mal wieder ein Lagerfeuer an.
Nehmt mal wieder die Studienbibel statt der Bible App.
Und wenn ihr Fragen habt, dann stellt sie doch mal dem Heiligen Geist statt dem Schwarm.
Aber es kann sein, dass ihr dann eine Nacht am See braucht, mit ihm ganz allein, um die Antwort zu hören.
Diese Woche geht es um Einfachheit und Rückwendung aufs Wesentliche.
Damit der Krieg im Hirn mal runterfährt.
Gedankenimpulse, gedacht zum Mitnehmen ins wirkliche Leben, findet ihr (*grins*) natürlich auf meiner Social Media Seite https://www.facebook.com/Sibyllezion und in den dazugehörigen Gruppen.
Ich habe mich entschieden, sie auf drei pro Woche zu reduzieren. Sie erscheinen Mittwoch, Freitag und Sonntag.
Das Lesen und Nachdenken darüber dauert in der Regel ein bisschen länger als eine Minute. Die Anwendunge und das Ausprobieren hoffentlich noch mehr.
Das ist...
so gewollt.
Seid gesegnet!
In Liebe, Sibylle