- sibyllezion
Frieden in Bedrängnis- über die reine Quelle der Wahrheit.

"Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht neidisch auf die Übeltäter. 2 Denn wie das Gras werden sie bald verdorren, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken. 3 Hoffe auf den HERRN und tue Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich. 4 Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. 5 Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen 6 und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag. 7 Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt. 8 Steh ab vom Zorn und lass den Grimm, entrüste dich nicht, dass du nicht Unrecht tust. 9 Denn die Bösen werden ausgerottet; die aber des HERRN harren, werden das Land erben. 10 Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da; und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg. 11 Aber die Elenden werden das Land erben und ihre Freude haben an großem Frieden." (Psalm 37, 1 ff, Luther)
Meine lieben Freunde, liebe Frauen Gottes,
kein Gefühl ist so hässlich, so hoffnungslos und so desolat wie das Gefühl, betrogen worden zu sein.
Betrogen um Schönheit, um Freundschaft, ausgenutzt für Gutmütigkeit und Güte, Großzügigkeit und Vertrauen.
In den letzten Wochen war dies das dominierende Thema, mit dem ich konfrontiert wurde, auf einer geistlichen, auf einer weltlichen Ebene- ganz persönlich- aber auch in Gesprächen mit anderen.
Immer wieder ging es um dieselben Erfahrungen: Dass die guten Gefühle, die Aufrichtigkeit und die ehrliche Suche nach Wahrheit torpediert wurden. Dass sich herausstellte, dass eigene, treue Motive der Liebe, Zuneigung oder auch Barmherzigkeit und der Vorurteilsfreiheit am Ende doch nur dazu führten, dass die hässliche Fratze der Lüge einem ins Gesicht lachte. Es ging um Missbrauch von Leiterpositionen, um Vorgaukelei und um das, was in der Bibel weißgetünchte Gräber genannt wird- etwas, das seine eigene Hässlichkeit hinter einer zuckersüßen Fassade der Heuchelei verbirgt- oftmals mit allzu emotionaler Manipulation.
Wir als Christen sind anfällig für diesen Betrug, denn was wir wissen, ist, dass Gott gut ist- zumindest sollten wir das. Wir kennen die Großzügigkeit unseres Herrn, und in Dankbarkeit und in Demut wollen wir weitergeben, was uns geschenkt wurde. Oftmals stoßen wir jedoch diametral mit dieser Welt zusammen- mit den eben nicht aufrichtigen Motiven jener, die Jesus nicht haben- oft auch dann, wenn sie es vorgeben. Wenn wir zusammenstoßen mit den gierigen Motiven derer, die seinen Namen für eigene Bereicherung missbrauchen- offenbar ohne jedes Schamgefühl oder erkennbare Reue, dann bricht in uns etwas zusammen.
Sehr tief und sehr endgültig.
Illusion.
Die Welt des Widersachers ist eine Welt der Lüge und Gaukelei, denn er selbst wird der Vater der Lüge genannt. Ich glaube, dass wir oft unterschätzen, wie meisterhaft er sein Handwerk versteht, wie geschickt er die Wahrheit so verdreht, dass wir wieder und wieder darauf hereinfallen. Warum ist das so? Weil er Halbwahrheiten verwendet.
Wir erkennen die Wahrheit in den Worten und neigen dazu, das, was eben nicht der Wahrheit entspricht, als mangelnde (Selbst)-Erkenntnis, als Wachstumsprozess einzustufen. Wir wollen an das Gute glauben, und wir wollen einen Unterschied machen in dieser Welt. Barmherzig. Mit Güte. Aber manchmal ist diese Einstellung der eigentliche Stolperstein, der uns selbst zu Fall bringt.
Jedes Mal, wenn wir am Ende in die Fratze der Lüge starren, bricht ein klein wenig von unserer Bereitschaft weg, uns selbst zu geben- zu segnen, zu helfen, zu vertrauen. Und oftmals, ganz im Geheimen, fühlen wir uns auch von Gott betrogen. Durch den Verlust eines Menschens, der uns nahestand. Um die Zeit, die wir uns noch gewünscht hätten. Um die Hoffnung, die wir hatten. Um das Vertrauen, dass er uns bewahrt vor Krankheit, vor Tod, vor Betrug an uns selbst. Um Bewahrung auf unseren Wegen.
Mich hinterlässt dieses Gefühl oft mit einem tiefen Empfinden von Hilflosigkeit.
Es scheint, als würde das Meer so laut brausen, so viel Leid geschehen, dass das Maß doch mal voll sein muss! Die innere Empörung, wenn man sich ausgenutzt oder falsch beurteilt, um Wahrheit geprellt oder mit dreister Lüge konfrontiert sieht- sie ist vereinnahmend und bringt uns zum Schreien. Zum Toben, zum Wunsch, alles kurz und klein zu hacken- und zu Tränen der Enttäuschung.
War Gott doch nicht treu? Hat er uns nicht bewahrt? Sind seine Versprechen vielleicht doch längst vergessen? Wie soll man denn so weitermachen, wenn alles, was man von Herzen gegeben hat, letztlich doch nur Perlen vor die Säue werfen war? Unser erster Impuls ist es, die Mauern höher zu bauen, die uns umgeben. Wir schwören uns, dass uns so etwas nie wieder geschieht, dass wir uns niemals mehr so berauben lassen-und tief ins uns entsteht der Wunsch, dass die Berge über demjenigen zusammenschlagen mögen, der eine so infame, böse Ungerechtigkeit an uns begangen hat.
Viele verlieren an diesem Punkt ihren Glauben. Worauf soll man vertrauen, wenn man selbst dieser Person nicht vertrauen konnte? Worauf kann man bauen, wenn so offensichtlich selbst dort, wo doch der Heilige Geist regieren sollte, am Ende Skandale und ausgesprochen weltliche Werbekonzepte offenbaren, dass das, was man als Gemeindepflanzung sah, eigentlich ein voll ausgeklügeltes, gewinnorientiertes Franchise- Konzept ist? Wie soll man das, was man selbst anzubieten hat, jemals wieder aus Barmherzigkeit und weit unter Preis jenen anbieten, die nichts haben, wenn man dann noch um das wenige betrogen wird, das man dafür verlangte? Wie umgehen mit Gier, mit Maßlosigkeit und mit Ausbeutung?
Die Empörung ist hoch. Und vieles wollen wir nicht sehen. Wir wollen nicht sehen, dass längst der falsche Christus, der Anti-Christ in den Gemeinden tobt und Menschen mit drogenähnlichen Illusionen in seine Fänge treibt. Wir wollen nicht glauben, dass der Gemeindeleiter, den wir bewundern, in Wirklichkeit ein unverschämt reicher Kerl ist, der einfach nur seine Produkte verkauft, und auch vor Spendengeldern nicht Halt macht. Wir wollen so etwas von einander nicht glauben. Und genau da- genau da hakt Satan ein.
Es ist eine traurige Wahrheit, dass wir leichter manipulierbar sind, als wir es sein wollen.
Die Wege- sie sind nicht einmal sonderlich geistlich. Im Grunde sind Hypnose, Werbepsychologie, das Spielen mit dem Wunsch, dazu zu gehören, Verbrüderung und Komplizenschaft oftmals schon genug, um unsere inneren Sehnsüchte zu aktivieren. Wieviel Gedankenkontrolle und Lenkbarkeit wirklich in uns liegt, merken wir, wenn wir darüber nachdenken, wieviel aufrichtiges Mitgefühl jetzt noch aufkommt, wenn wir an den Ukrainekrieg denken. Wieviele Menschen wirklich noch beten. Längst- haben wir uns den nächsten Themen zugewendet, längst sind wir auf den nächsten Zug aufgesprungen.
Was bleibt? Was bleibt, wenn wir nach und nach erkennen, dass Methoden, an die wir glaubten, dass vielleicht auch Denominationen, in denen wir verwurzelt sind, sich als falsch erweisen, als betrügerisch, manipulativ, als Lüge? Was bleibt, wenn wir erkennen müssen, dass es keinen Bereich zu geben scheint, in dem man sicher ist, in dem klare, reine Wahrheit sprudelt? Liebevoll, nährend, sauber, erfrischend?
Die letzten Tage waren grau. Novembergrau. Heute morgen wachte ich auf, und alles ist weiß. Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel, alles war zugedeckt von diesem Winterzauber, verschwunden unter reinem, frischem, ruhigem Weiß. Ich weiß, darunter ist es matschig, es ist kahl, es ist kalt. Aber mein Auge, es ruht auf dem Schnee, dem Frieden und der Schönheit, die er bringt. Für diesen Moment blicke ich auf das Gute und Wahre.
Ja, die Dunkelheit ist real. Ja, es gibt Menschen, die Geschäfte mit Jesus machen. Ja, es gibt Betrug in Gemeinden. Ja, es gibt Irrlehre. Ja, es gibt jene, die immer wieder deine Gutmütigkeit ausnutzen werden.
Sei keiner von ihnen. Mache einen Unterschied. Blicke auf den den, der versprochen hat, dass das Gericht kommen wird, das Gerechtigkeit bringen wird.
Blicke auf das Versprechen der Ewigkeit: Die Lüge, der Tod, die Illusion wird weichen, und was wir sehen werden, wird sein wie der Friede eines Winterwaldes, wie die Unschuld eines Kinderlachens und so rein und echt wie ein Diamant.
Was auch immer geschieht: Höre nicht auf, zu lieben, zu hoffen und zu glauben. Und wenn das nächste Mal jemand um deine Hilfe bittet, gehe dasselbe Risiko noch einmal ein. Es ist gut, Gott zu folgen. Und der Lohn jener, die es tun, wird ein großer sein.
Friede mit dir, in dieser zweiten Adventswoche. Jesus betrügt uns nicht.
Seid gesegnet,
Sibylle/Zionstochter.