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Warum Sündenbekenntnis nicht Bestrafung ist, sondern Erleichterung





Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. ( 1. Johannes 1,9, Schlachter)


Meine lieben Freunde, liebe Frauen Gottes,


wir haben das tief verwurzelte Verlangen, vor dem Eingeständnis von Scheitern wegzulaufen.


Tracy Chapman hat einmal in einem Lied gesungen: "Sorry is all that you can't say. Years gone by and still words dont come easily- like sorry, like sorry." (Entschuldige ist das, was du nicht sagen kannst- Jahre sind vergangen- und trotzdem finden sich Worte nicht leicht- wie entschuldige, wie entschuldige bitte. )


Irgendwie geht's uns so nicht nur in Bezug auf Gott, sondern auch oder gerade in Bezug auf einander. Wir weichen aus, wir beschönigen, wir erklären weg, wir rechtfertigen uns selbst. Wir haben's nicht besser gewusst, so schlimm ist es doch garnicht, das macht doch jeder- und jeder muss da mal bei seiner eigenen Verantwortung gucken. Wenn garnichts mehr hilft- dann war es die Schlange, dann war es Satan, und wir lassen uns nicht zur Rechenschaft ziehen.


Ich glaube, dass das viel daran liegt, dass insbesondere im christlichen Bereich Sündenerkenntnis und -Bekenntnis reichlich überstrapaziert sind und mit einer Menge dessen verbunden wird, was wir Werksgerechtigkeit nennen. Irgendwann hat man auch wirklich- mal frank und ehrlich- überhaupt keinen Bedarf mehr an den mahnenden, kritisierenden, lieblosen und es immer besser wissenden Geschwistern, die so überdeutlich hinter jedem Busch einen Dämon wittern und sich wirklich mit ihren teilweise nicht einmal richtigen Interpretationen verflixt weit aus dem Fenster lehnen.


Die Fingerzeig-Mentalität ist eine völlig lebenskillende Angelegenheit, die an jedem Arbeitsplatz sofort unterbunden werden würde, weil sie als Bossing, Mobbing und völlig unangebrachtes Eindringen in die Privatsphäre des Gegenübers eingeordnet werden würde.


Vordem seelisch gesunde Menschen verlassen wegen dieses Verhaltens krank und verwirrt Gemeinden- und immer noch, immer noch werden die Feuerpfeile gegeneinander gerichtet. "Du musst! Du bist unheilig! Du bist inakzeptabel! Du kreuzigst Jesus nochmal!" Uffz. Nein, das hat Paulus sicher nicht gemeint, als er von Ermahnung sprach. Ermahnung ist Erinnerung an die Wahrheit, und bezog sich hauptsächlich auf diejenigen, die andere Christen bekehrten. In Hebräer 8,11 lesen wir:


"Und es wird niemand seinen Mitbürger lehren noch jemand seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie alle, Klein und Groß, werden mich erkennen. 12 Denn ich will gnädig sein ihren Missetaten, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.« 


Doch Christen bekehren Christen, so scheint es, in völliger Angststarre vor dem übermächtigen Satan, statt in der Liebe und Gnade begründet zu sein. Und vieles, dass als unverzeihlich sündig eingestuft wird, ist dazu noch das erbarmungslose Gemeindegesetz, gefärbt von der eigenen Glaubensrichtung, die "die einzig wahre Kirche Christi" darstellt, nicht biblische Sünde.


All das hat dazu geführt, dass mehr und mehr Christen verlernen, wie wertvoll Vergebung ist. Sündenerkenntnis wird gleichgesetzt mit einer Selbstkasteiung, die ihre Entsprechung in jenen Dornenharnischen und Selbstgeißelungen findet, die früher in Hardliner-Klöstern üblich waren.


Aber Vergebung, es ist Hilfe. Aber Entschuldigung sagen- es ist den anderen höher achten als sich selbst.

Es ist einräumen eigener Fehlbarkeit- nichts weiter. Wenn ich verberge, wo ich gescheitert bin, dann fängt mich dieses Scheitern in einer endlosen Schleife der Vermeidung. Die Dunkelheit wird mich einhüllen, das schlechte Gewissen toben- und ich werde abstumpfen- weil ich genau weiß, dass ich nur vorgebe, nur versuche, einen Rotweinfleck auf dem teuren Teppich dadurch zu verbergen, dass ich einen Läufer darüberlege und behaupte, dass der dort hingehört. Immer mit der Angst, dass es eines Tages auffliegt.


Warum verbergen wir?

Weil wir es kaum oder garnicht erleben, dass das Resultat eines Sündenbekenntnisses etwas anderes ist als unser Freifahrtschein in die persönliche Hölle. Wir haben viel zu oft erlebt, was mit jenen passiert, die offen bekennen, gesündigt zu haben: Sie räumen es ein, und werden ihrer Ämter enthoben. Sie erleben Gemeindemeidung und Liebesentzug. Sie erleben den Zusammenbruch von all dem, was sie aufgebaut haben. Nicht, "weil Gott das so will", sondern wegen eines ätzenden, geifernden und aggressiv-lustvollen Bestrafungsgedanken, aufgrund dessen Menschen früher Volksfest feierten bei öffentlichen Hinrichtungen. Mordlust. Schadenfreude. Macht. Herrschen. Selbsterhöhung. Und...besser der als ich!


Jesus ist anders, und wir sollten anders sein, wenn wir wahrhaftig und ernsthaft sein lebendiger Brief sein wollen.


Wenn ich weiß, dass ich zu meinem Chef gehen kann, ohne dass er mich niedermacht, ohne dass er mich entlässt noch im Regen stehen lässt, wenn ich etwas verbockt habe, sondern anstattdessen seinen weisen Rat erwarte, seinen Schutz, sein Siegel auf mir- dann fällt es mir leicht, zu ihm zu gehen mit meinem ohnehin schon vorhandenen Frust, es versemmelt zu haben.

Es ist erlösend, zu sagen- "ich hab' was verbockt, du. Ich kann das einfach nicht! Ich habs wirklich richtig an die Wand gefahren, und andere leiden darunter, ach, was für ein unsäglicher Mist! Bitte vergib mir. Entschuldige bitte. Ich bin an mir gescheitert. Hilfst du mir? Weil, ich selbst kanns nicht aus mir heraus. Ich weiß, mein Verhalten ist falsch, aber ich krieg's nicht hin, so sehr ich mich auch bemühe. Immer wieder, und ich habe Angst, dass du es irgendwann satt hast. "


Zu erleben, dass die Antwort darauf eine liebende und freundliche ist, dass Geduld und Zuwendung mir begegnen, und ich lernen darf, mit seiner Hilfe- das ist ein wahres Geschenk.


Wenn sich jemand entschuldigt, der mir Unrecht tat- dann heilt das die Wunde. Dann kostet das mehr Größe als das Verbergen und Wegwischen es jemals tun würde.


Dass wir einander die Sünden bekennen sollen- wisst ihr: Ich denke, es geht um all die Gelegenheiten, in denen wir uns gegenseitig nicht gerecht werden und uns verletzen. Es geht um Aussprachen, es geht um das Ausräumen von Streitigkeiten, es geht darum, die Einheit untereinander zu wahren. Damit wir gemeinsam essen können- und aneinander wachsen können. Es geht nicht darum zu sagen: "Jaja, ich vergeb dem!" und ihm dann aus dem Weg zu gehen. Dann- haben wir nicht vergeben, denn Vergebung bedeutet- Versöhnung, soweit sie möglich ist. Natürlich verlangt keiner,dass eine geschlagene Ehefrau bei ihrem Mann bleibt, wenn er bereut - und sie am nächsten Tag grün und blau schlägt. Vergebung hat immer Umkehr zur Folge, und manchmal sind Krankheiten und Wurzeln der Bitterkeit so tief, dass man sich besser trennt. Aber die Schuld, die wir nachgetragen bekommen- belastet beide.


Das Kreuz für Christen: Es entscheidet nicht mehr über Errettung oder nicht. Es ist unser Prüfstein, unsre Hoffnung, unsere Korrektur, unser Wachstum. Wir sollten oft knien. Wir sollten oft um Entschuldigung bitten. Und um Weisheit, Klarheit und Frieden für neue Wege. Nur so wachsen wir. Und was haben wir zu befürchten?


Wir werden Liebe und Freundlichkeit begegnen. Wahrheit und Weisheit. Und einen Gott, der hört, wenn wir um Hilfe bitten- und der sie im Überfluss gewähren wird.


Und die Geschwister?

Jene, die dann auf uns einhacken, eindreschen und mit eiferndem Hochmut auf uns einschlagen? Uns abstrafen und abfällig über uns reden?


Sie mögen vor ihrer eigenen Tür kehren. Denn wer so handelt, der hat die Liebe nicht- und echte Gnade nie verstanden. Denn Vergebung- ist unser Weg nach Hause.


Seid gesegnet

Sibylle/Zionstochter


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