- sibyllezion
Wenn der Heilige Geist in die Wahrheit führt- die Hoffnung unserer Herzen.

Meine lieben Freunde, liebe Frauen Gottes,
vor ein paar Tagen überschlugen sich die Ereignisse.
Ich muss herzlich lachen, aber es mischt sich mit Bedauern, mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit in meiner Art, zu kommunizieren, mich selbst mitzuteilen.
Die letzten drei Jahre waren Jahre der Superlative. Nein, nicht im Sinne von "like never before!", auch wenn diese Phrase mir so oft vor die Füße fiel, dass ich sie irgendwann mit genervtem Gesichtsausdruck wegswipte.
Aber es waren Jahre, in denen ich erkannte, was es heißt, wenn Gott interveniert.
Ich wurde hin und hergewirbelt, mit allem konfrontiert, was die christliche Szene so zu bieten hat, wenn es um Glaubensansichten, Extrempositionen und Meinungen geht. Ich wurde konfrontiert mit abgedrehten geistlichen Kampfführungskonzepten, faulen Eiern und fürchterlich viel Streit. Während dies so war, während ich Tage zwischen Gebet, Recherche, Eigenkonfrontation und Bibel verbrachte- manchmal stundenlang- tauchte ich aus meinem mir so kostbaren Gebetsraum zum Abendessen auf und konfrontierte meinen Mann mit hingeworfenen Aussagen wie: "Gott hat mir gezeigt, dass...Gott hat gesagt, dass...ich habs endlich verstanden, was Gott meint! Ach nein, doch nicht, da ist noch mehr...."
Vor ein paar Tagen sagte ich beiläufig bei einem solchen Gespräch zu meinem Mann: "und dann richtete Gott meine Gedanken auf dieses Thema. Und mein Denken änderte sich so, dass- und dann hab ich die Analogie verstanden." Irgendwo zwischen abgrundtiefer Erleichterung, mit Tränen in den Augen und Gelächter schaute mein Mann mich an und rief: "Du dusselige Kuh! Hättest du das nicht mal früher sagen können? Dass du meinst, dass er dein Denken verändert? DAS verstehe ich doch, ich hatte Angst, du hörst Stimmen!"
Oha. Es tut mir von Herzen leid, dass mein Mann dachte, ich würde durchknallen.
Ich hatte einfach die falschen Worte gewählt, ich war davon ausgegangen, dass er zuverlässig weiß, wie der Heilige Geist führt, erklärt und lehrt. Und im Grunde tut er das auch, aber es zeigt mal wieder, wie vorsichtig wir sein müssen, wenn wir sagen, dass wir mit Gott "reden". Tatsächlich kennen wir alle diese inneren Dialoge, dieses in Wahrheit geleitet werden, diese Gedankenblitze, die plötzlich wie Wahrheit alles enthüllen, was uns wie ein undurchdringliches Wollknäuel erscheinen, und kein Christ wird jemals diese Führung anzweifeln. Aber das, was wir kommunizieren, das klingt oft anders, superlativ und irgendwie- verrückt, elitär, unglaublich.
Um ehrlich zu sein, ein wenig errötend kichere ich immer noch.
Nicht zum Kichern allerdings ist, dass sich aufgrund dieser verschiedenen Arten, über inneres Erleben zu kommunizieren und aufgrund der tatsächlich im Außen gesuchten Gotteserkenntnis der mehr dem New Age zugeneigten extrem charismatischen Szene ein Streit entfacht, der die Gemeinde Christi ernsthaft zu spalten droht.
Und weil das so ist, möchte ich heute einen kleinen Beitrag zu "Gottes Reden" leisten, der hoffentlich ein wenig Frieden in einige aufgewühlte Herzen bringen wird, ein wenig Verständnis für jene, die sich fragen,was mit diesen Leuten eigentlich los ist, und ein wenig Bodenständigkeit und Unterscheidungsvermögen für jene, die glauben, von falschen Propheten und externer Gotteserfahrung abhängig zu sein:
Es ist Adventszeit, und unsere Adventszeit begann recht stressig und ehrlich gesagt auch ein wenig ernüchternd.
Neben einem massiven Wasserschaden, der uns unsere Böden kosten wird, arbeitet mein Mann viel und ist wenig verfügbar. Ich betreibe diese Seite, meine Gruppe, stehe für Gespräche bereit und mache nebenher ein Studium. Irgendwo dazwischen- weil es uns kostbar und heilig ist- werden Plätzchen gebacken und Adventskränze gebunden, Adventskalender gebastelt und das Haus dekoriert. Und dann- gibt es ja auch noch die anderen Bereiche- Gebet, Freunde, Familie. Kurz und gut: Es ist viel. Es ist voll. Es ist chaotisch.
Und so kam es, dass ich aufgrund übrig gebliebener Eigelb eines Nachmittags aus der Not eine Tugend und aus der Tugend einen zweiten Plätzchenteig machte. Weil noch ein Ei fehlte, griff ich achtlos in das Regal, wo wir sie aufbewahren und fügte ein meines Erachtens fehlendes Eigelb dem Teig hinzu, um ihn anschließend gut durchgeknetet über Nacht im Kühlschrank aufzubewahren.
Erst später folgte ich dem Impuls, auf das Verfallsdatum der Eier zu blicken. Und siehe da: Die Packung war im Stapel nach unten gerutscht und die Eier waren deutlich über dem Verfallsdatum. Nun denn, man googelt dann eben, und die Internetgemeinschaft war sich einig- das macht nichts, alles gut- halt gut durchbacken. Frohgemut fingen mein Sohn und ich am nächsten Tag an, die Plätzchen auszustechen,und als wir das erste Blech aus dem Ofen holten, hielten wir unsere Nasen genießerisch über die Plätzchen, wie man das eben so macht.
Allein- sie stanken furchtbar- irgendwie sauer. Irgendwie ...schlecht. Das eine Ei, hinzugefügt aus guter Absicht- es hatte den Teig ruiniert, es war eben nicht gut durchzubacken. Mir blieb nichts anderes übrig, als mit bedauerndem Blick die ganze Bescherung zu entsorgen- ärgerlich, denn mein Bauchgefühl sagte mir vorher schon, dass das vielleicht keine so gute Idee war.
Da ich eine liebende Mutter bin, raffte ich dann eben die verbleibenden Reserven zusammen und mixte einen zweiten Plätzchenteig, um meinem Sohn die Freude des Ausstechens doch noch zu gewähren.
Ihr ahnt es schon: Auch hier ging alles schief.
Reichlich entnervt stellte ich fest, dass ich beim Verdoppeln des Ursprungsrezeptes die Butter nicht verdoppelt,sondern vervierfacht hatte, und verbrachte daraufhin mehr Zeit als eigentlich vorgesehen damit, die richtigen Maße herzustellen. "Mehr Mehl, viel mehr Mehl! Ach, jetzt fehlt Zucker. Muss da nicht noch Salz ran, ein bisschen? Oh mann, immer noch nicht genug Mehl, die verlaufen mir doch!" Letztendlich gelang es noch- und sie sind wirklich lecker. Aber ein Moment der Unachtsamkeit hatte mehr Arbeit produziert als nötig, und ehrlich gesagt: Ich war reichlich bedient, denn Backen geht mir eigentlich wirklich leicht und routiniert von der Hand. Und deswegen, genau deswegen, wurde ich hellhörig.
Ein paar Tage später band ich meinen Adventskranz, eine Tradition, auf die ich mich jedes Jahr freue. Und auch hier:
Erst nach einiger Zeit bemerkte ich, dass irgendwas- falsch war. "Das gibts doch nicht!" - irgendwo zwischen Verzweiflung und Entnervtsein war ich kurz davor, zu kapitulieren. Ich überlegte, was es war, und dann fiel mir auf, dass ich "falsch herum" gebunden hatte. Also: Alles weg, alles auf null- und noch einmal von vorne. Es wurde der schönste Adventskranz, den ich bis jetzt gebunden habe, nachdem ich die Richtung wechselte.
Mich ließ das nicht los. Drei Situationen, jede mit anderen Gründen des Scheiterns.
Ein Scheitern, das dazu führte, dass ich alles wegwerfen musste, weil es uns im wahrsten Sinne des Wortes durch ein faules Ei Salmonellen statt Vorfreude beschert hätte.
Ein Scheitern, weil die Maßeinheiten nicht stimmten. Zuviel weiche Butter, zuwenig Mehl, zuwenig Süße. Doch das- war noch zu retten gewesen, ich konnte darauf aufbauen.
Ein Scheitern, das nicht lange brauchte, um bemerkt zu werden. Es war offenkundig falsch. Also musste es rückgängig gemacht werden, um mit einem kompletten Neustart zu etwas besserem zu werden, zu dem, als das es gedacht wurde.
Wegschmeißen- in Ordnung bringen- Umkehr und Neubeginn.
Ich überlegte weiter. "Herr, was zeigst du mir hier?" Inzwischen bestand kein Zweifel daran, dass dort eine Analogie, ein Gleichnis durch meine eigenen Hände geflossen war. Natürlich- übernatürlich, bodenständig spirituell.
Nun, es zeigt Wege, auf eine wunderschöne Art und Weise, mit Weisheit und freundlicher Erkenntnis:
Wenn wir scheitern, dann müssen wir uns Fragen stellen.
War von vornherein etwas faul im Staate Dänemark? Haben wir, vielleicht mit durchaus guter Absicht, ein faules Ei in den Teig geworfen? Dann, und nur dann, müssen wir uns abkehren. Denn wenn etwas so faul ist, dass es den ganzen Teig durchzieht, dann kann nichts es retten. Falsche Entscheidungen, falsche Motive, faule Kompromisse- sie führen uns niemals zum Ziel. Es muss entsorgt werden, was unseren Weg behindert. Wir müssen uns dem stellen,dass sich später rächen wird, wenn wir es ignorieren.
Sind die Zutaten, die wir verwendet haben, um etwas herzustellen, etwas zu erreichen, jedoch gut- und wir haben einfach das Maß verloren, falsch zusammengestellt, oder, um es anders zu sagen: Sind wir einfach vom Pferd gefallen in unserem Bemühen, schnell etwas gutes und erfreuliches zu produzieren, dann ist es auch noch zu retten. Vielleicht braucht es mehr Zeit als gedacht. Vielleicht müssen wir improvisieren. Aber am Ende wird uns der genießerische Duft in die Nase steigen, auf den wir uns so gefreut haben. Das Maß verlieren ist nicht schlimm. Es ist ärgerlich, aber nicht schlimm. Es gibt Hoffnung, und es gibt Gelingen.
Stellen wir fest, dass wir den falschen Weg eingeschlagen haben, ist es eine schlechte Idee, ihn weiterzugehen. Ja, vielleicht kommt etwas dabei raus, vielleicht sieht es auf den ersten Blick auch so aus, als wäre es dann "doch ganz gut." Doch die Wahrheit ist: Umso kostbarer uns etwas ist, desto besser ist es, die Reset- Taste zu drücken, umzukehren und es dann richtig zu machen. Alles andere führt nur zu Frust und Enttäuschung, zu Resignation und Traurigkeit- denn man weiß ja, man hätte es besser gekonnt.
Eine Botschaft des Kreuzes, der Orientierung, der Weisheit- vergraben in Teig und Adventszweigen.
Ich werde lächeln, wenn ich die Kekse esse, des verdorbenen Teiges nicht mehr gedenken, und jedes Mal, wenn eine weitere Kerze am Adventskranz leuchtet, gerührter sein. Gerührter von der Realität des Heiligen Geistes, gerührt von der Liebe und Behutsamkeit, mit der er uns führt und der Hoffnung auf das Licht in der Dunkelheit, das für uns alle scheint- egal, ob wir es gerade richtig vermasselt haben, egal, ob wir gerade jedes Maß verloren haben oder ob wir erschreckt feststellen, dass der Weg, den wir wählten, nicht richtig war. Dass die Richtung, in die wir dachten, bauen zu müssen, die falsche war.
Über allem steht der Advent. Ein Versprechen, eine Hoffnung, eine Prophezeiung.
Er kommt wieder. Eines Tages kommt unser König wieder.
Und so, wie die Jahrhunderte vergingen und scheinbar nichts geschah, bis schließlich eine Jungfrau aus Nazareth eine unglaubliche Nachricht erhielt, so wird es auch diesmal sein. Dass Jahrhunderte vergangen sind- oh, das ist nicht ungewöhnlich! Es war schon einmal so. Und so lasst uns, alle gemeinsam, an dem Versprechen festhalten und darauf blicken, was unser König uns zugesichert hat.
Jesus kommt wieder. Und mit ihm die Hoffnung, die Erlösung, die Befreiung aus allem Scheitern, Stolpern und Weg verlieren. Immanuel kommt. Für uns alle. Denn der Preis ist viel zu hoch, mit dem er für uns zahlte, als dass er auch nur einen von uns aus dem Blick verlieren würde.
Seid gesegnet, frohen ersten Advent!!!
Sibylle/Zionstochter.